Steinlah
Denkanstoß
Reagieren sie noch oder handeln sie selbst?
Gestern Abend ging ich mit einem Freund zum Zeitungsstand. Er kaufte eine Zeitung und dankte dem Verkäufer höflich. Der Mann nahm noch nicht einmal Notiz davon.
Mürrischer Geselle was; bemerkte ich.
Es ist jeden Abend das Gleiche, meinte mein Freund achselzuckend.
Ja aber warum bleibst du denn immer höflich ihm gegenüber, wollte ich wissen.
Warum nicht, fragte mein Freund zurück.
Warum sollte ich ihn darüber entscheiden lassen, wie ich handle?
Als ich später darüber nachdachte - ging mir auf, dass es dabei auf das Wörtchen handeln ankam.
Mein Freund handelt frei, anderen Menschen gegenüber, die meisten reagieren nur.
Er hat einen inneren Sinn für Ausgewogenheit, der vielen von uns fehlt.
Er kennt sich selbst, kennt seine Überzeugung und weiß wie er sich zu verhalten hat.
Er lehnt es ab Unhöflichkeit mit gleicher Münze heim zu zahlen, weil er damit die Herrschaft über seine Handlungsweise, über sich selbst aufgebe.
Wenn das Buch der Bücher uns auferlegt Böses mit Gutem zu vergelten, betrachten wir es als sittliches Gebot, was es zweifellos auch ist. Darüber hinaus ist es ein psychologisches Rezept, dass richtig angewendet, zu einem gesunden Gefühlsleben beitragen kann.
Es gibt keinen unglücklicheren Menschen als den, der immer nur reagiert !
Sein seelischer Schwerpunke liegt nicht in ihm selbst, wo er hingehört, sondern in der Umwelt außerhalb seiner selbst.
Seine geistige Temperatur steigt sozusagen unter dem Einfluss der menschlichen Atmosphäre um ihn herum und er ist diesen Faktoren auf Gnade und Ungnade ausgeliefert.
Lob erzeugt in ihm eine euphorische Stimmung, die trügerisch ist, weil sie nicht andauern kann und nicht aus einem starken Selbstbewusstsein kommt.
Kritik betrübt ihn über Gebühr, denn sie bestätigt die Zweifel, die er insgeheim an sich selbst hegt.
Abweisendes Verhalten verletzt ihn und der leiseste Argwohn er könnte unbeliebt sein, erfüllt ihn mit Bitterkeit.
Innere Gelassenheit kann nur erlangen, der Herr seiner eigenen Handlungen, seines eigenen Verhaltens ist.
Wer dagegen einem Anderen die Entscheidung darüber überlasst, ob er sich grob oder liebenswürdig zeigt, hochgestimmt oder niedergedrückt sein soll, der gibt die Herrschaft über die eigene Person aus der Hand, die im Grunde das einzige ist, über die wir Macht haben.
Denn unsere einzige wirkliche Macht, ist die Macht über uns selbst.
Diese Macht über uns selbst ist auch eine Fähigkeit und diese Fähigkeit müssen wir auch üben. Und das ist auch die Voraussetzung sich beherrschen zu können.
In unser heutigen Zeit, wo wir an allen Ecken und Enden ständig beeinflusst werden, um irgend etwas zu tun oder zu lassen, in dieser Zeit ist es natürlich wichtig diese Fähigkeit wieder in Gang zu setzen.
Das wussten auch die Alten, die hatten auch eine Übung und die kam von den großen Religionen, da hat man von Fastenübungen gesprochen. Meditation ist auch ein Mittel.
Denn man muss sich ja auch beherrschen und diese Fähigkeit wieder auffrischen. Maßhalten ist mit unsere wichtigste Fähigkeit, die wir in der heutigen Zeit brauchen.
Auszug aus einem Vortrag von Dr. von Weckbecker
Stand April 2021