
Steinlah
Wie der Fußball auf die Dörfer kam
Das war der Anfang!
Im Sommer 1921 wurde der 1. Spielabschluss getätigt, und zwar gegen Groß Elbe. In einem Kampfspiel verlor Steinlah mit 20 : 0 Toren und die Knaben mit 22 : 0 Toren. Der Weg von Steinlah nach Groß Elbe und zurück wurde zu Fuß zurückgelegt, da nicht alle ein Fahrrad hatten.
Nach den gewaltigen Niederlagen der Anfänge stellten sich auch bald Siege für Steinlah ein. Oft fuhren zwei Spieler mit einem Fahrrad. Der Mitgenommene musste anschließend das Fahrrad des anderen putzen.
Die Jugendmannschaft hatte ein Spiel gegen Calbecht-Engerode auf dem dortigen „Schafberg“ abgemacht. Beim Stande von 6 : 0 Toren für Steinlah riss den Calbechtern die Geduld. Die als Torpfosten dienenden Bohnenstangen wurden zum „Handwerkszeug“ umfunktioniert und die Steinlaher bis in den Wald getrieben. Erst dort, dank ihrer Übermacht, schlug Steinlah zurück und trieb die Calbechter vor sich her.
- Solche und ähnliche Zwischenfälle gab es häufiger in jener Zeit-.
Die Betreuung der Jugendmannschaft war sehr schlecht. Keiner kümmerte sich um die Jugendlichen, denn die Herren hatten genug mit sich selbst zu tun.
Die Sportplatzfrage blieb das aktuellste Thema.
Kein Landwirt wollte ein Stück Land liegen lassen. Sprüche wie „Die Brüder sollen lieber arbeiten als Fußball spielen“ waren noch die harmlosesten.
Der „Fresenberg“ blieb daher Platz Nr. 1. Das Spielfeld hatte es schon in sich. Stand man im oberen Tor, so konnte man das andere nicht sehen.
Im Spätsommer 1921 wurde bereits eine 2. Mannschaft aufgestellt. Die Vereinsfarben waren grün und weiß, die bis zur Gründung der SG Steinlah/Haverlah (1993) erhalten blieben.
Eines Tages erlebte der SSV eine große Überraschung. Der Platz wurde von dem Landwirt Karl Duerkop umgepflügt und zu Ackerland gemacht. Kurz entschlossen legte man den Platz ca. 200 m weiter. Jetzt wurde am Weg entlang, der nach Haverlah führt, gespielt.
Im Herbst 1921 konnte das erste Sportfest durchgeführt werden. Ein Weizenstoppelfeld hatte der Bauer Tappen an der Steinlaher Mühle zur Verfügung gestellt. Das Fest wurde ein voller Erfolg.
Zum Jahreswechsel 1921/1922 stellte der Bauer Sonnenmann seine Viehweide an der „Rottstraße“ (Feldmark in Rtg. Klein Elbe) zum Spielen zur Verfügung. Leider musste im Frühjahr König Fußball den Kühen weichen.
Der „Fresenberg“ war mittlerweile ganz umgepflügt worden, denn Landwirt Heinrich Bolm hatte das Stück gepachtet.
Die erste Spielerverpflichtung, bedingt durch eine Braut aus Steinlah, wurde Mittelstürmer Ernst Brecht aus Groß Elbe.
Nach der Inflation 1925, als der Arbeitsmarkt wieder blühte, ließ der Spielbetrieb ganz nach, zumal ja auch kein Sportplatzgelände zur Verfügung stand. Zum Schluss hatte Steinlah zwei ganz gute Herren- und eine Jugendmannschaft.
In Haverlah fing man 1927 wieder an, auch das Steinlaher Urgestein H. Sukop kickte jetzt unter den Vereinsfarben blau-weiß. Es dauerte jedoch nicht lange und der HSV musste zumachen. Nur in Sehlde, Salzgitter-Bad und Ringelheim hielten die Kicker durch.
Im April 1931 kam die Jugend aus Steinlah abends auf der „Zollpfahlwiese“ zusammen. Man einigte sich, eine Versammlung einzuberufen, um den SSV neu ins Leben zu rufen. Die Versammlung fand in der Schraderschen Gastwirtschaft (die Gaststätte Schrader war am Ortseingang aus Haverlah kommend) statt, die gleichzeitig Vereinslokal wurde.
Zum 1. Vorsitzenden wurde Hermann Binder gewählt. Jeder der mitspielen wollte, musste sich Hosen, Stutzen, Stiefel und Trikot besorgen.
Sportplatz war erneut der „Fresenberg“. Der Platz lief von Ost nach West und hatte nach Süden ein Gefälle bis 20 Grad.
Endlich, Pfingsten 1931 war es soweit. Das 1. Spiel fand statt. Gegner war Groß Elbe.
Beim Stand von 8 :1 für Groß Elbe wurde dem Landwirtssohn Willi Meier das „Bein abgetreten“, ausgerechnet ihm, der striktes Spielverbot von seinen Eltern hatte.
Die wahre Sportkameradschaft (11 Freunde müsst ihr sein! Bis 1967 gab es keine Auswechselungen im Fußball ) kam in diesem Fall voll zum Tragen. Alle Sportler halfen in ihrer Freizeit den Eltern Meier bei der Feldarbeit und der Heuernte, sodass Willi nicht allzu sehr vermisst wurde.
Der Sportbetrieb ging weiter. Als nächster Gegner trat Baddeckenstedt am „Fresenberg“ an und fegte den SSV mit 7 : 2 vom Platz. Der erste Sieg konnte 8 Tage später gegen den selben Gegner in Baddeckenstedt gefeiert werden.
Auch Haverlah, Gitter und Groß Mahner nahmen den Spielbetrieb wieder auf.
Im Herbst 1931 wurde die Sportplatzfrage erneut aufgegriffen. Der SSV wollte vom „Fresenberg“ weg. Die Sportler hatten auch schon einen Platz ins Auge gefasst. Sie gingen zum damaligen Gutsbesitzer von Massow und baten ihn, in der Gutsforst auf einem Kahlschlag, in der Nähe des „Fahnjagenplatz“ (liegt am Salzgitterschen Höhenzug, zwischen der ehemaligen Waldgaststätte „Bartelszeche“ und der Schachtanlage Haverlahwiese II), einen Sportplatz anlegen zu dürfen. Herr von Massow bewilligte den Kahlschlag. Es wurde in Eigenleistung angefangen Baustümpfe zu roden und wegzuräumen. Leider wurde dadurch das Wild „vergrämt“. Da erschien Förster Kaufmann auf dem Plan und verbot den Bau, trotz Genehmigung des Waldbesitzers.
Trotzdem wurde man sich einig; der neue Platz kam zur „Bartelszeche“. Älteren ist der Steinlaher Sportplatz noch als „Kampfbahn rote Erde“ in Erinnerung. Auch dieser Platz hatte einen nicht unerheblichen Höhenunterschied. Rasen war nur an den Seiten vorhanden, der größte Teil des Platzes war rote Erde (Boden war „Erzhaltig“).
Im Sommer 1932 konnte der Sportplatz an der Bartelszeche eingeweiht werden. Zur Eröffnung konnten 800 Eintrittskarten verkauft werden – Ein einsamer Rekord für Steinlah- .
Der Spielbetrieb blühte auf. Stadtvereine aus Goslar, Braunschweig, Hannover weilten in Steinlah und auch die Steinlaher machten Gegenbesuche.
In den Jahren zwischen 1936 und 1940 waren Mannschaften wie Leu Braunschweig, Eisenbahnsportverein Hannover und Goslar 08 Gegner des SSV auf dem Sportplatz an der Bartelszeche.
1936 spielte „Leu Braunschweig“ auf der „Bartelszeche“. Man trennte sich
5 : 5. Anschließend wurde ein Fass Bier aufgelegt. Für die Heimfahrt wurden die Braunschweiger mit Steinlaher Wurst versorgt.
Die härtesten Duelle wurden immer gegen Haverlah ausgetragen. Jeder Ort machte in seinen Reihen Stimmung, wenn es gegen den alten Rivalen ging. Bußtag 1935 siegte Steinlah in Haverlah 3 : 0. Dabei war auch einer der Leistungsträger des SSV Gustav Brunke. Dieser hatte seine Fußballstiefel erst kurz vor dem Spiel aus dem Wald geholt, denn seine Frau durfte nicht wissen, dass er spielte.
Trotz schwerer körperlicher und langer Arbeitszeit nahmen die Sportler auch noch anstrengende Fahrten zu den Spielen in Kauf, die meist mit dem Rad gemacht wurden. Fahrten bis nach Ohrum bei Wolfenbüttel, zum jährlich stattfindenden Sportfest, waren keine Seltenheit und wurden natürlich auch wieder mit dem Rad gemacht.
In einem Kreispokalspiel hatte der 2 Klassen höher spielende SV Union Salzgitter in Steinlah anzutreten. Nach zweimaliger Verlängerung trennte man sich 4 : 4. Das Los entschied für Union.
1940 musste der SSV, bedingt durch den 2. Weltkrieg „zumachen“. Der Platz an der Bartelszeche jedoch blieb und Jugendliche des Ortes tobten darauf herum.
1945 wurde der Spielbetrieb wieder in Haverlah aufgenommen. Jetzt spielten „Steinlaher“ in Haverlah, auch einige Jugendliche.
Anfang 1949 wurde der SSV Steinlah wieder gegründet. Der damalige Lehrer Kirsch war eine der treibende Kräfte für die Neugründung.
Erster Fußballobmann war Gerhard Danielczok. Viele ältere Fußballer kennen Gerhard Danielczok noch als Schiedsrichter, der bis ins hohe Alter pfiff.
Von 1949 bis 1970/1971 wurde auf der „Kampfbahn rote Erde“ an der Bartelszeche gekickt. Generationen von Steinlahern, Haverlahern und Gebhardshagenern lernten dort das Fußball „Einmaleins“.
Das Vereinsheim bestand aus einer ca. 20 qm großen „Holzbude“. Die Ausstattung bestand aus mehreren Sitzbänken für die Mannschaften und eine große Holzkiste für Fußbälle und die Tornetze. Wasser und Strom gab es nicht. Fließend Wasser war nur in einem nahegelegenen Waldbach. Wer wollte konnte sich dort abwaschen.
Zu der Zeit wurde auch die direkt neben dem Sportplatz liegende Waldgaststätte Bartelszeche noch von dem ehemaligen Förster Gustav Kaufmann betrieben. Hier herrschte an den Wochenenden reger Ausflugsverkehr. Wanderer die den Salzgitterschen Höhenzug benutzen schauten immer mal vorbei, aßen ein Stück selbstgebackenen Kuchen oder tranken etwas und sahen sich Spiele des SSV an.
Im August 1971 war es dann soweit, es kam zur Einweihung des neuen Sportplatzes am „Bisselweg“. Ab diesem Zeitpunkt spielt der SSV Steinlah bzw. die SG Steinlah/Haverlah dort.
Anfang der 70iger ging es auch wieder beim SV Haverlah los. Der Sportplatz entstand an der Straße „Pascheburg“, direkt an der Bundesstraße 6. Hier fanden auch zahlreiche hitzige Duelle statt.
2014 musste das Vereinsgelände aufgegeben werden. Der Maulwurf“ und andere Unwegsamkeiten führten dazu. Seither ist der ehemalige Sportplatz teilweise Brachfläche und wird als Bolzplatz genutzt.
1993, auf Bestreben der damaligen Vereinsvorsitzenden Walter Reupke (SSV Steinlah) und Peter Peuschel (SV Haverlah), kam es zur Fusion der beiden Vereine.
Seit 1993 heißt der Verein SG Steinlah/Haverlah.
Dank gilt dem ehemaligen Vorsitzenden des SSV Steinlah Volker Hille. Dieser hatte zum 40jährigen Bestehen des SSV Steinlah, im Jahr 1989, die Geschichte des Steinlaher Fußballs recherchiert.
Der Text wurde vom ehemaligen Vorsitzenden des SSV Steinlah Volker Hille recherchiert und von Wolfram Krentz zur Verfügung gestellt.
Stand Mai 2021